HABEMUS PAPAM
Von Gisela Schladerbusch
Maler:Jan van Scorel (1495-1562)
Dieser Papst gehört im weitesten Sinne mit zu unserer Vorfahrenschaft, denn er war der Bruder unseres direkten Vorfahren Jakobus Boeyens (auch Adriani), der im Nöldeke-Chronikband III die Ahn-Nr. 906 hat.
Papst Hadrian VI. wurde am 2.März 1459 in Utrecht, in den heutigen Niederlanden geboren. Damals gehörte dieses Gebiet zum Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Somit wird er gleichzeitig als deutscher und als (einziger) holländischer Papst betrachtet.
Central Museum Utrecht
Geburtshaus des Papstes
Ab 1476 studierte er Philosophie in Löwen , worin er 1478 einen Magister erwarb, er wechselte noch im selben Jahr zum Studium der Theologie und des Kirchenrechtes über, dieses Studium betrieb er 10 Jahre.
Am 1. August 1490 erhielt Adrian ein Lizentiat in Theologie und am 8.Juni 1491 sein Doktorat in Theologie. Als Theologe verfasste er Werke zu verschiedenen theologischen Problemstellungen, aber auch zur Sakramententheologie und zu dogmatischen und ethischen Fragestellungen.
Nachdem Adrian am 30. Juni 1490 in Löwen die Priesterweihe empfangen hatte, lehrte er als Professor an der Universität von Löwen Theologie, auch war er zeitweilig Rektor und Kanzler der Universität. Gleichzeitig war er Pfarrer in Löwen und Dekan der Stiftskirche Saint-Pierre in Löwen. Hinzu kam noch das Amt des Probstes in Utrecht und Lüttich und je ein Kanonikat in Antwerpen und Anderlecht.
1507 stellte ihn Kaiser Maximilian als Lehrer seines Enkels ein, des späteren KARL V.. Er unterrichtete ihn in klassischen Sprachen und erhielt so einflussreichen Zugang zum Herrschergeschlecht.
1516 wurde Adrian zum Bischof von Tortosa ernannt. Am 1. Juli 1517 erhob Papst LEO X. Adrian zum Kardinal und zum Kardinalpriester.
Nach dem Tod von Papst LEO X. wurde Adrian also am 9.Januar 1522 zu dessen Nachfolger gewählt, die Krönung fand am 31. August 1522 statt. Von nun an wurde er HADRIAN genannt.
Die Wahl eines Nichtitalieners stieß in Rom auf deutlich geäußerte Ablehnung.
Kaum im Amt unternahm er erste Schritte, um die Kirche zu erneuern. Zu dieser Zeit konnte man nicht nur die Vergebung der Sünden (Ablässe),sondern auch kirchliche Ämter kaufen. Mit Glaube hatte dieses nichts mehr zu tun. Doch die Kirche verdiente auf diese Weise viel Geld und genau das wurde Hadrian zum Verhängnis.
Wappen von Hadrian VI.
Seine Berater beschworen ihn, alles beim Alten zu lassen und obgleich Hadrian ein brillanter theologischer Denker und Wissenschaftler war, hatte er im Taktieren und Ausüben der Macht nicht das nötige Gespür.
Eines der größten Probleme, mit denen Hadrian sich auseinandersetzen musste, war die beginnende Reformation. Mit einer durchgreifenden Reform der Kirche versuchte er, die Auswirkung der Reformation aufzuhalten. Unter anderem schränkte er den Luxus der päpstlichen Hofhaltung ein, ebenso die Gewährung von Ablässen und Pfründen. Die Risse waren jedoch bereits zu groß, und eine Umsetzung des Wormser Edikts war nicht mehr möglich, da der Reichstag in Nürnberg, der von 1522-1523 tagte, die Entscheidung verschob.
Hadrian hatte gehofft, durch seine Erneuerung der lutherischen Reformation den Boden entziehen zu können und die bereits lutherisch gewordenen Regionen, vor allem in Deutschland, zur Umkehr in die katholische Kirche zu bewegen, es ließ sich jedoch niemand überzeugen.
Grabmal des Papstes
Eigentlich vertrat Hadrian sehr ähnliche Ansichten wie Luther, auch er war von der angeblichen Unfehlbarkeit des Papstes nicht überzeugt und sagte das auch öffentlich. Trotz dieser Einstellung bewirkte er, dass Kaiser Karl V. (sein ehemaliger Schüler), zu einem Feind Luthers wurde und ihn auf dem Reichstag in Worms 1521 ächtete.
Ein weiteres, großes Problem stellten auch die Türkenkriege dar, erst recht nach der Belagerung von Rhodos (1522), nach welcher die Osmanen unter Süleyman I., den Johanniterorden von seinem Sitz Rhodos vertrieben hatten. Die christlichen Krieger wichen weit nach Westen zurück, und zwar nach Malta.
Nach nur eineinhalb Jahren Amtszeit verstarb Hadrian am 14.September 1523 in Rom – ob an Krankheit oder an Gift bleibt ungewiss, ohne irgendeinen seiner Reformpläne durchgesetzt zu haben! Er wurde zunächst im Petersdom, später in der Kirche der deutschsprachigen katholischen Gemeinde Santa Maria dell’Anima in Rom beigesetzt, wo noch heute sein imposantes Grabmal zu sehen ist.
Hadrian war bis zur Wahl von Papst Johannes Paul II. im Jahre 1978, der letzte nichtitalienische Papst. Die Bruderschaft von Santa Maria dell’Anima kündigte im Jahre 2010 im Anschluss an ein Symposion über Papst Hadrian VI. an, dass sie beabsichtige, für ihn das Seligsprechungsverfahren zu beantragen.
Für unsere überwiegend evangelische Familie ist die Tatsache, dass wir einen Papst zu unserer Vorfahrenschaft zählen können, sicher von Interesse, zumal er ja wahrlich kein Anhänger der gängigen Praxis der Kirche mit ihrem Ablasshandel etc. war, sondern ein Gegner.
Hadrian ging als Reformpapst in die Geschichte ein.
Gesamtsicht des Grabmals in der Kirche Santa Maria dell’Anima in Rom
Ein besonderer Dank geht an Patrice Geille (1351842), der die Verwandtschaft zu Papst Hadrian recherchiert hat. Dieses Forschungsergebnis ist bereits im Nöldeke-Chronikband III. eingearbeitet.
Quellen:
Friedrich Wilhelm Bautz: Hadrian VI. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, Sp. 429-430.
Wilhelm Maurenbrecher: Hadrian VI. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 10, Ducker & Humblot, Leipzig 1879, S.302-307.
http://www.wasistwas.de/aktuelles/artikel/link//d22fd31a79/article/papst-hadrian-vi-letzter-deutscher-papst-fuer-fast-500-jahre.html
Wikipedia: Hadrian VI.
Gisela Schladerbusch